Seiten

Samstag, 26. Dezember 2015

Toleranz- eine umstrittene Tugend

All zu oft wird heutzutage über Toleranz geredet. Man soll zum Beispiel die Meinung seiner Mitmenschen, Ausländer, verschiedene Religionen, Neigungen und vieles mehr tolerieren. Das Thema Toleranz ist in jeder Lebenslage aufzufinden. Und besonders in der heutigen Zeit zählt es als eine Tugend und wird sogar gefordert. Intoleranz ist in einer modernen Gesellschaft nicht gut angesehen. Aber Moment mal: heißt das, man darf Intoleranz nicht tolerieren? Ist das nicht auch schon intolerant? Woher stammt eigentlich der Begriff Toleranz? Sollte es zum Gesetz werden, dass jeder ständig tolerant ist? Und wie lassen sich die gewonnenen Kenntnisse im Alltag anwenden? Auf diese und weitere interessante Fragen möchte ich in meinem philosophischen Essay Antworten finden. Dabei werde ich zunächst den Begriff Toleranz definieren:
Der Begriff Toleranz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „erdulden“ oder  „ertragen“. Die Fähigkeit, tolerant zu sein bedeutet, Anderssein oder Andershandeln (z.B. Herkunft, Neigungen, Moral) zu gestatten. Dies erweckt nicht unbedingt den Eindruck, als ob man das "Anderssein" wirklich akzeptiert , sondern es immer noch als unnormal wertet und achselzuckend hinnimmt, da man zwar nicht der selben Meinung ist aber mit dem Ausspruch "Ich toleriere das" einem Konflikt aus dem Weg gehen möchte oder sich als moderner, weltoffener Mensch geben will. Man nimmt eine passive Haltung ein. Ich empfinde Toleranz als Mitte zwischen Intoleranz und Akzeptanz, aber auch als eine Art Ausrede. Der Begriff "Toleranz" müsste gar nicht existieren, wenn die zu tolerierenden Eigenschaften gar nicht erst als anders angesehen werden würden.
Ein Zitat des österreichisch-britischen Philosophen Karl Popper lautet: "Im Namen der Toleranz sollten wir daher das Recht beanspruchen die Intoleranz nicht zu tolerieren". Popper sagt damit, dass jegliche Intoleranz nicht zu tolerieren ist, was in sich schon ein Widerspruch ist, da man, sobald man die Intoleranz nicht toleriert, selbst intolerant ist. Jedoch wenn man selbst gegen Intoleranz absolut tolerant wäre, so würde die Intoleranz ohne Frage Überhand gewinnen, da die Toleranz nichts gegen diese tun würde und sie selbst würde vernichtet werden.
Sollte die Intoleranz also gegen z.B. Religionen, verschiedene ethnische Hintergründe oder Neigungen durch etwa Zensur oder Androhung von Strafen verboten werden?  Wenn ein Staat dies beschließt, so würden sich die Menschen in ihrer Meinungsfreiheit beraubt fühlen, es würden noch größere Abneigungen gegen das Verbotene entstehen und Anarchie könnte sich entwickeln. Toleranz wird dann nur als Zwang gesehen, doch dahinter wird der Andersdenkende mit überheblicher Verachtung geduldet. Man kann den Menschen zwar verbieten, intoleranten Inhalt nicht öffentlich zu machen, doch deren Denken bleibt unveränderlich. Um eine höhere Form der Toleranz, nämlich die Achtung und Akzeptanz in einer Gesellschaft hervor zu bringen, muss dies zu einer Tugend werden, sich in den Persönlichkeiten manifestieren und aus eigenem Antrieb geschehen. Ein Staat (und ein Mensch) kann außerdem nur so tolerant sein, als dass er seine eigenen Ideale weiter voran bringen kann und Intoleranz darf nur so lange geduldet werden, wie sie niemanden psychisch oder physisch verletzt.
File:120408-Berlin-East-Side-Gallery Tolerance.JPGIn diesem Sinne ist Intoleranz gar nichts Schlechtes. Ich denke, man sollte grundlegend unterscheiden, auf welches Ziel die Intoleranz ausgerichtet ist. Wenn zum Beispiel in Deutschland eine Demonstration Rechtsextremer stattfindet, dann hat der Staat, in dem die freie Meinungsäußerung erlaubt ist, die Demonstration zu tolerieren, aber nicht deren Inhalt. Man darf nicht alles tolerieren, doch wenn es die Situation erfordert, muss man auch scheinbar "intolerante" Meinungen erhören, um einer Konfliktlösung näher zu kommen, da man Intoleranz nicht mit Intoleranz bekämpfen kann. Aber manchmal ist es auch notwendig, intolerant zu sein, wenn zum Beispiel ein Rassist einen Schwarzen bedroht, sollte man dies nicht hinnehmen, sondern Zivilcourage zeigen und sich direkt mit dem Problem/dem Konflikt auseinandersetzen, natürlich ohne sich selbst zu gefährden. In dieser Hinsicht stimmte ich K. Popper zu, aber man sollte bedenken, dass es keine allgemeingültige Regel für den Einsatz von (In)Toleranz gibt, denn ich denke, das Wort "Toleranz" ist ein viel zu ungenauer Begriff, als dass man sich auf dessen Bedeutung berufen kann. Man muss im Alltag sowohl tolerant als auch intolerant sein.
Wichtig ist mir, dass verschiedene Meinungen gar nicht angezweifelt werden, sodass es nicht nur die Möglichkeit "tolerieren" oder "nicht tolerieren" gibt. Denn jede Meinung existiert, egal, ob sie toleriert wird oder nicht. Letztendlich muss sich jeder persönlich trotz aller Diskussion für eine Meinung entscheiden, entweder akzeptiert man einen Sachverhalt oder eine Position oder man lehnt eine bestimmte Position ab oder wie J.W. von Goethe sagte: "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zu Anerkennung führen." Akzeptanz heißt aber nicht, dass man jede Einstellung, die man respektiert sich selbst aneignen muss, sondern, dass man diese für gültig hält. Nur weil man z.B. Homosexualität genau so wie jede andere Form von Liebe oder Sexualität akzeptiert, heißt es nicht, dass man sie selbst auch auslebt.
Gay pride 486 - Marche des fiertés Toulouse 2011.jpg | von Guillaume PaumierDie Toleranz ist kein klar definierter Begriff, keine vorgeschriebene Handlungsabfolge und auch keine Denkweise, sie ist eine umstrittene Tugend, die in einer modernen Gesellschaft zwar allgemein gefordert wird, doch eigentlich nie zu wahrem Respekt und Akzeptanz führt. Eine wirklich weltoffene Gesellschaft braucht keine Toleranz, sondern Menschen, die erkennen, dass jeder verschieden ist und somit unterschiedliche Meinungen entstehen und jeder selbst für sich entscheiden muss, ob man eben dagegen oder dafür ist. Toleranz kann niemals absolut sein, doch ist sie in vielen Situationen hilfreich, um Probleme zu lösen aber sie sollte nicht missbraucht werden beziehungsweise als Ausrede verwendet werden, denn: akzeptieren geht über tolerieren.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Transcendence: hat der Mensch eine Seele?

Letztens sah ich den Film Transcendence.  Er handelt von einem Wissenschaftlerpaar, welches an einem Computer mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Als Dr. Will Caster vergiftet wurde wird die Theorie verwirklicht und sein Bewusstsein auf einen Quantencomputer hochgeladen. Mir stellte sich nun die Frage: ist dies tatsächlich in Zukunft möglich? Besteht das menschliche Bewusstsein aus nichts anderem als Neuronen, die Informationen austauschen?  Oder braucht es doch eine Seele, um bewusst zu existieren?
Zahlreiche Naturvölker weisen auf die Existenz der Seele hin. Bei den Mayas zum Beispiel hat die Seele ihren Sitz im Blut. Auch René Descartes war der Meinung, der Mensch sei im Besitz einer Seele und lokalisierte diese in der Zirbeldrüse. Selbst Wissenschaftler, insbesondere solche, die sich mit Quantenphysik beschäftigen sind von ihrer Existenz überzeugt.
Wenn wir sehr achtsam sind und unsere Gedanken beobachten, bemerken wir, was das Bewusstsein ist. Die höchste Instanz des menschlichen Wesens ist nämlich nicht wie viele behaupten das Denken oder die Logik, sondern die Seele, die alles beobachtet. Sie sammelt bewusste sowie unbewusste Informationen, die auf ewig in ihr bleiben. Der Körper und der Geist können darauf zugreifen und mit dem Zeitpunkt des Todes löst sich die Seele vom Körper. Trotzdem glaube ich nicht, dass es einen Sitz der Seele gibt, sondern, dass diese in einer nicht materiellen Dimension existiert.
Um also wieder auf die Frage vom Anfang zurück zukommen denke ich, dass eine Bewusstseinsübertragung nicht möglich ist, da die Seele nicht übertragen werden kann. Dennoch glaube ich, dass sich dadurch einmal künstliche Intelligenz schaffen lassen kann, die aber nicht die selbe Person ist.